Samstag - 27.04.2024
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Pilzwiderstandsfähige Rebsorten als Zukunftsmodell?

Winzer Krems Obmann Florian Stöger, DS Annemarie Foidl, Sternekoch Thomas Dorfer, Susanne Dorfer-Bacher und Katharina Gnigler, Sommeliere vom Landhaus Bacher sowie Geschäftsführer Ing. Ludwig Holzer (v. l.) freuten sich über den Erfolg des 1. PIWI-Symposiums.


Dieser Tage haben Winzer Krems – Sandgrube 13 in Krems das hochkarätige PIWI-Symposium veranstaltet. Renommierte Experten aus der internationalen Weinszene diskutierten die neuesten Entwicklungen und Chancen im Zusammenhang mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten (PIWI). PIWI-Rebsorten sind eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Rebsorten, da sie widerstandsfähiger gegen Pilzkrankheiten sind und daher bis zu 80 Prozent weniger Pflanzenschutz benötigen. Mit einer Fülle an unterschiedlichen Geschmacksprofilen sind PIWI-Weine prädestiniert, die jeweiligen Vorlieben der Verbraucher abzudecken. Das Symposium war auch der Auftakt, um die Wichtigkeit der PIWI-Sorten für die Zukunft eines nachhaltigen Weinbaus in den Fokus der Öffentlichkeit lenken.

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Für Winzer Krems Geschäftsführer Ing. Ludwig Holzer ist die Nachhaltigkeit die Motivation für diese neue Herausforderung, die allerdings einerseits neue Regeln, aber vor allem auch innovative Konzepte für die Vermarktung im Handel und in der Gastronomie benötigt. „Mit unserem Donauriesling oder auch dem Blütenmuskateller sind wir in der Zwischenzeit schon auf einem sehr guten Weg und auch die Konsumenten schätzen immer mehr diese neuen, fruchtig-spritzigen Weinsorten“, so Ludwig Holzer.

„Zukunftsweine“

Die Referenten betonten die zunehmende Bedeutung dieser „Zukunftsweine“ für den Weinbau in Zeiten des Klimawandels und der steigenden Nachfrage nach ökologisch nachhaltigen Produkten. Dr. Ferdinand Regner von der HBLA und Bundesamt für Wein- und Obstbau sieht PIWI und BIO als eine Symbiose, vor allem die Reduktion von CO2 durch weniger Dieselverbrauch, massive Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und Wasser sind wesentliche Faktoren für den Erfolg der PIWI-Weinsorten. Hinterfragt wurde aber auch, warum der Donauriesling in ganz Europa – außer in Österreich – schon als Qualitätswein zugelassen wurde und hierzulande die Diskussionen immer noch nicht abgeschlossen sind. „Heute wünschen sich die Konsumenten eine möglichst naturnahe Landwirtschaft. Auch wenn manche Forderungen praxisfremd erscheinen, wird man sich dieser Entwicklung nicht entziehen können“, so Regner.

„PIWI steht für mich für Pionierweine“, so Dir. Reinhard Töpfer von der Rebzüchtung Geilweilerhof in Deutschland. Er argumentiert, dass Rebenzüchtung keine Eintagsfliege, sondern eine Generationenfrage ist. Die Zukunft fordert Sortenwandel für eine nachhaltige Weinbewirtschaftung und zur Erhaltung der Kulturlandschaft. Die Biologie setzt uns Grenzen, die nur mit Pflanzenschutz und Chemie nicht lösbar sind, wir müssen diese Einsätze reduzieren. Der Klimawandel bringt immer extremere Auswirkungen, wie Spätfrost, Hitze, Nässe oder Trockenheit. Ein Wechsel zu Sorten aus Südeuropa kann das Thema Nachhaltigkeit nicht lösen. Wenn schon neue Rebsorten, dann PIWIs, sie bieten Optionen für Nachhaltigkeit und Klimawandel. Natürlich benötigen auch PIWI-Weinreben Pflanzenschutz – denn ohne diesen ist Weinbau einfach nicht möglich.

Vorteil für Weine aus Italien oder Frankreich ohne Rebsortenangabe

Prof. Gergely Szolnoki vom Institut für Wein- und Getränkewirtschaft in Geisenheim beleuchtete die Kaufentscheidung der Konsumenten und sieht Winzern sowie den Weinbaubetrieb, die Weinmarke, -etikette und Rebsorten als besondere Faktoren für die Kaufentscheidung. So hätten Weine aus z. B. dem Burgund, der Champagne, dem Bordeaux oder oft auch aus Italien einen großen Vorteil, da sie ohne Angaben von Rebsorten auskämen und vom Konsumenten trotzdem gekauft würden.

PIWI sei kein Verkaufsargument, daher müssten PIWI-Weine künftig als Lifestyle-Produkt positioniert werden, gerade das Thema Nachhaltigkeit biete dazu weltweit die besten Chancen für PIWI-Weine. Wissensaustausch über PIWI-Weine zur Risikominimierung bei der Kaufentscheidung sei oberstes Gebot. Bei den Zielgruppen definieren Prof. Gergely Szolnoki und Prof. Dr. Marc Dreßler vom Weincampus Neustadt an der Weinstraße vor allem junge Weininteressierte, wie Lohas (Lifestyles of Health and Sustainability). Die Vertreter des Handels sehen aber auch die ÖWM (Österreich Weinmarketing) gefordert, künftig die PIWI-Weine in den Kampagnen stärker einzubinden.

Gastronomie und Handel als Muliplikatoren

PIWI sei Pionierarbeit, vordergründig müsse Vertrauen bei den Konsumenten geschaffen werden. Multiplikatoren seien Gastronomie, Handel und vor allem auch die Sommeliers. Dies bestätigten auch DS Annemarie Foidl und Silvia Eichhübl von „Der Weinladen“. „PIWI sind super, spannend, sexy, aber schwer zu erklären“, so Foidl und fordert die Winzer auf: „Zeigt eure Produkte her, sie sind im Trend der Zeit“. „Die Nachfrage nach PIWI ist noch nicht da, sie sind noch zu unbekannt“, so Eichhübl und ergänzt „Was ist mein Nutzen, wie ist das Preis- Leistungsverhältnis“.

Bei Blindverkostungen finden sich die eingereichten PIWI-Weine immer öfter im Spitzenfeld mit den traditionellen Weinen. So wurde beispielsweise die PIWI-Sorte Muscaris Sieger bei der „Muskateller & Co“-Bewertung der Fachzeitschrift VINARIA. Deren Herausgeber Erwin Goldfuss ortet bei den Lesern und auch bei Besuchern der Wein-Events in Österreich bereits großes Interesse an den PIWI-Weinen. „Die Winzer sollen sich mehr zutrauen und die PIWI-Weine in den Vordergrund stellen“, so Goldfuss abschließend.

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