Im Jahr 2014 gründeten der Bio-Bergbauer Hannes Royer und die Unternehmerin Maria Fanninger den gemeinnützigen Verein „Land schafft Leben“ mit einer klaren Vision: den österreichischen Konsumenten ein besseres Verständnis für die Herkunft und Produktion von Lebensmitteln zu vermitteln. Zehn Jahre später hat sich der Verein zu einer wichtigen Instanz in der Bewusstseinsbildung rund um Ernährung, Landwirtschaft und Umweltschutz entwickelt. Die Arbeit des Vereins ist heute relevanter denn je, denn die Menschen achten zunehmend auf die Herkunft ihrer Lebensmittel, auch wenn der Preis nach wie vor häufig eine entscheidende Rolle spielt.
Transparenz schaffen: Wissen für alle zugänglich
„Den Menschen fehlt der Bezug zu Lebensmitteln, sie treffen ihre Kaufentscheidungen hauptsächlich über den Preis“, erklärt Hannes Royer, Mitgründer des Vereins. Mit Land schafft Leben möchten er und Fanninger genau dieses Bewusstsein verändern. Seit der Gründung des Vereins wurden mehr als 40 umfangreiche Reports zu Themen wie Landwirtschaft, Ernährung, Klima und Konsum veröffentlicht. Auf der Website des Vereins sind inzwischen über 1.600 Seiten an Informationen zugänglich, die nicht nur Konsumenten, sondern auch Journalisten und Wissenschaftlern als wertvolle Grundlage dienen. „Mit unseren Lebensmittelrecherchen zeigen wir lückenlos, wie Lebensmittel in Österreich produziert werden. Dabei haben wir auch sensible Themen wie die Schlachtung für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und damit einen wichtigen Beitrag zu mehr Transparenz in der österreichischen Lebensmittelproduktion geleistet.“, so Royer weiter.
Lebensmittelwissen für die nächste Generation
Eine der zentralen Aufgaben von Land schafft Leben ist die Vermittlung von Wissen über Ernährung und Lebensmittelproduktion – und das bereits in Schulen. 2021 rief der Verein die größte Bildungsinitiative Österreichs zu diesen Themen ins Leben: den Lebensmittelschwerpunkt. Dieser wird in Form von kostenlos zur Verfügung gestelltem Lehrmaterial für Pädagogen angeboten und richtet sich an Schülerinnen und Schüler gleichermaßen. Über 210.000 Downloads zeigen, wie hoch das Interesse an einem umfassenden, methodisch gut aufbereiteten Ernährungswissen ist. An mittlerweile 20 Land schafft Leben-Schulen wird das Thema Ernährung intensiv behandelt. Diese Schulen sind Vorreiter, wenn es darum geht, den Kindern und Jugendlichen in Österreich das nötige Wissen zu vermitteln, um gesunde und nachhaltige Ernährungsentscheidungen treffen zu können.
Bemerkenswerte Erfolge
Seit 2018 setzt sich der Verein auch für eine verbindliche Herkunfts- und Haltungskennzeichnung in allen Bereichen des Lebensmittelmarktes ein. Ein erster Erfolg wurde 2023 erzielt, als die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier in österreichischen Großküchen eingeführt wurde. Dieser Schritt stellt einen wichtigen Meilenstein in der Arbeit des Vereins dar, da er den Konsumenten mehr Transparenz in der Herkunft ihrer Lebensmittel ermöglicht. Land schafft Leben hat zudem aktiv in die Markenentwicklung von „FairHof“ durch den Lebensmitteleinzelhändler Hofer eingegriffen und dabei geholfen, eine Marke zu etablieren, die für nachhaltige und tierwohlgerechte Produktion steht.
Neben der Bereitstellung von Fakten und Hintergrundwissen über die Lebensmittelproduktion hat Land schafft Leben auch in den Medien zunehmend Gehör gefunden. Das Format „Wer nichts weiß, muss alles essen“, das 2022 den dritten und 2023 den ersten Platz beim Ö3-Podcast-Award belegte, zeigt, dass Themen rund um Lebensmittel, Nachhaltigkeit und Konsum nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch in der breiten Medienlandschaft angekommen sind.
Konsumenten als Veränderer
Für Hannes Royer ist klar: „Ich kann mich nur dann bewusst für oder gegen ein Lebensmittel entscheiden, wenn ich weiß, woher es kommt und wie es produziert worden ist.“ Deshalb fordert der Verein weiterhin eine umfassende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung in allen Bereichen des Lebensmitteleinkaufs – vom Supermarktregal bis zur Gaststätte. „In den nächsten zehn Jahren wird es für uns noch genug zu tun geben, um den Menschen zu vermitteln: Was wir tagtäglich essen, ist alles andere als egal. Denn mit jedem Griff ins Regal erteilen wir einen Produktionsauftrag“, so Royer.
Maria Fanninger ergänzt: „Wenn wir langfristig eine gesündere Gesellschaft werden wollen, dann müssen wir bei der Ernährung unserer Kindern ansetzen. Lebensmittelwissen, Ernährungsbildung und Konsumkompetenz gehören genauso ins Klassenzimmer wie Lesen, Schreiben und Rechnen.“ Auch sie sieht einen großen Bedarf darin, Ernährungsbildung noch stärker in den Schulen zu verankern. Für sie ist es wichtig, dass jedes Kind in Österreich die Möglichkeit hat, eine gesunde Mahlzeit zu sich zu nehmen – unabhängig von sozialer Herkunft.
Auch in Zukunft wird die Arbeit des Vereins von zentraler Bedeutung sein, denn die Herausforderungen rund um Ernährung, Klimawandel und Tierwohl werden nicht weniger. Der Weg zu einer gesünderen Gesellschaft beginnt mit einem besseren Verständnis dessen, was auf unserem Teller landet – und Land schafft Leben wird auch in den nächsten zehn Jahren alles daran setzen, dieses Wissen weiterzugeben.