Dienstag - 10.12.2024
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Kräuterextrakt reduziert Schwanzbeißen bei Schweinen

Fermentierter Kräuterextrakt in der Schweinefütterung reduziert Schwanzbeißen von 71 Prozent auf 5 Prozent.

TitelbildHütthaler KG

Schwanzbeißen in der Schweinehaltung ist ein Phänomen, das weltweit beobachtet wird und häufig auf Stress zurückzuführen ist. Doch eine neue, wegweisende Studie hat nun gezeigt, dass die Ursachen und Lösungen für dieses Problem weit über die bekannte Praxis der Optimierung von Haltung und Beschäftigung hinausgehen. Denn ein intaktes Darmmikrobiom spielt eine entscheidende Rolle, um das Verhalten der Tiere zu beeinflussen und das Problem des Schwanzbeißens zu minimieren. In der Untersuchung wurde erstmals auf mehreren Praxisbetrieben der Zusammenhang zwischen dem Darmmikrobiom und dem Verhalten der Schweine wissenschaftlich belegt.

Fermentierte Kräuterextrakte als Lösung

In der Studie wurde der gezielte Einsatz von fermentierten Kräuterextrakten (FKE) untersucht. Die Ergebnisse sind überzeugend: Der Zusatz von FKE zum Futter stärkt das Darmmikrobiom und kann maßgeblich dazu beitragen, das Wohlbefinden der Tiere zu steigern. „Viele Bäuerinnen und Bauern setzen bereits seit Jahren auf fermentierte Kräuterextrakte und berichten von positiven Auswirkungen auf die Tiergesundheit und ein ruhigeres Verhalten“, erklärt Lukas Hader, Geschäftsführer der Firma Multikraft. Was lange nur als Erfahrungswert galt, konnte nun wissenschaftlich untermauert werden. Intakte Ringelschwänze, ein klarer Indikator für das Wohlbefinden von Schweinen, standen im direkten Zusammenhang mit der Fütterung von FKE.

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Die Studie, die vom Kooperationsprojekt „SauWohl“ im Lebensmittel-Cluster der oberösterreichischen Standortagentur Business Upper Austria ins Leben gerufen wurde, ist die erste ihrer Art, die auf mehreren Praxisbetrieben durchgeführt wurde. Mit Unterstützung von Universitäten und Unternehmen wie der Multikraft GmbH und dem Fleischverarbeiter Hütthaler wurde das Thema intensiv erforscht. „Die Ergebnisse der Studie überraschten uns in ihrer Dimension“, so Dominik Eckl, Tierarzt und Projektleiter bei Hütthaler. „Die Fütterung von FKEs zeigt positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt des Darmmikrobioms, vor allem bei jüngeren Schweinen.“

Das Darmmikrobiom als Schutzschild gegen Stress und Krankheitserreger

Das Darmmikrobiom – die Gemeinschaft von Mikroorganismen, die im Verdauungstrakt von Tieren leben – hat eine weitreichende Bedeutung für die Gesundheit. Ist das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht geraten, leidet das Immunsystem des gesamten Körpers, und die Anfälligkeit für Stress steigt. Fütterungsstrategien, die das Mikrobiom positiv beeinflussen, haben daher eine große Bedeutung für das Tierwohl. Fermentierte Kräuterextrakte enthalten lebende Mikroorganismen, die die Barrierefunktion des Darms stärken und Krankheitserreger abwehren.

In der Studie von Multikraft wurde der fermentierte Kräuterextrakt in einem schonenden Fermentationsprozess hergestellt, um seine positiven Effekte zu maximieren. Das Futterzusatzmittel, das sowohl für die Zuchtsauen- als auch für die Mastschweinhaltung geeignet ist, wurde direkt ins Futter gemischt. Die positive Wirkung auf das Mikrobiom ist nicht nur im Hinblick auf das Verhalten der Tiere bemerkenswert, sondern auch hinsichtlich der Gesundheit: Auch Atemwegssymptome wurden bei den Schweinen in der FKE-Gruppe signifikant verringert.

Messbare Ergebnisse: Ein deutlicher Unterschied in der Praxis

In einer vergleichenden Untersuchung auf drei Praxisbetrieben wurden die Schweine in zwei Gruppen eingeteilt – eine Gruppe erhielt FKE im Futter, die andere nicht. Bereits in der Aufzuchtphase zeigten sich erste signifikante Unterschiede: Nur 4,8 Prozent der FKE-Schweine wiesen verkürzte Schwänze auf, in der Kontrollgruppe waren es bereits 15,8 Prozent. In der Mastphase verstärkten sich diese Unterschiede noch: Nur 5,1 Prozent der Schweine in der FKE-Gruppe hatten verkürzte Schwänze, im Gegensatz zu 71,1 Prozent in der Kontrollgruppe. Zusätzlich war die Häufigkeit von Husten und Niesen in der FKE-Gruppe deutlich reduziert.

Der Trend zu mehr Tierwohl in der Landwirtschaft

„Die Länge des Ringelschwanzes ist ein klarer Indikator für das Wohlbefinden der Schweine“, erklärt die Forscherin Natalia Nöllenburg. Sie betont, dass die Ergebnisse der Studie die Bedeutung von gezielter Fütterung unterstreichen, um das Tierwohl zu fördern. Auch Tierarzt Dominik Eckl hebt hervor, dass die Haltungsbedingungen der Schweine in den beteiligten Betrieben bereits hochgesteckte Standards in Sachen Tierwohl erfüllen. Trotz dieser optimalen Bedingungen zeigte die Zugabe von FKE im Futter wertvolle Verbesserungen. Das zeigt einmal mehr, dass Tierwohl nicht nur eine Frage der Haltung, sondern auch der richtigen Fütterung ist.

Laut der AMA-Marketing-Studie aus dem Jahr 2023 ist der Anteil der in Tierwohl- und Bio-Programmen gehaltenen Schweine in Österreich deutlich gestiegen. Immer mehr Konsumenten greifen bewusst zu Produkten, die unter besseren Bedingungen produziert wurden. Dieser Wandel in der Konsumhaltung macht sich auch für die Landwirte bezahlt. „Die Nachfrage nach Produkten aus tierwohlgerechter Haltung steigt, und immer mehr Betriebe setzen auf Programme wie ‚hütthalers Hofkultur‘“, so Dominik Eckl.

Mit dieser Studie und den positiven Ergebnissen im Gepäck können Landwirte nun auf einen weiteren Baustein zur Verbesserung des Tierwohls bauen. Ein intaktes Darmmikrobiom als Basis für gesunde, glückliche Tiere könnte künftig eine noch größere Rolle in der Schweinehaltung spielen – und damit auch den Weg für eine nachhaltigere Landwirtschaft ebnen.

Mehr Informationen & Details zur Studie siehe hier:
www.boku.ac.at
www.lebensmittel-cluster.at

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