In ressourcenintensiven Branchen wie der fleischverarbeitenden Industrie, in der Energie, Wasser und Verpackungsmaterial in großen Mengen verbraucht werden, ist ein nachhaltiges Umdenken nicht nur ökologisch geboten, sondern wirtschaftlich klug. Auf der IFFA 2025 – der Weltleitmesse für die Verarbeitung von Fleisch und alternativen Proteinen – wird unter dem Leitthema „Nachhaltigkeit in der Praxis“ deutlich: Effizienz ist der neue Maßstab für Zukunftsfähigkeit.
Effizienz ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit
„Nachhaltigkeit ist immer mit Effizienz verbunden“, bringt es Klaus Schröter, Vorsitzender der VDMA-Fachabteilung Prozesstechnik für Fleisch- und Proteinverarbeitung, auf den Punkt. Moderne Produktionsprozesse reduzieren Verbrauchsmedien wie Wasser, Kälte oder Reinigungsmittel, nutzen Abwärme sinnvoll weiter und setzen verstärkt auf erneuerbare Energien. Der Fokus liegt auf der Verzahnung von Energieeffizienz und Ressourcenschonung.
Abwärme wird zu Wärme
Gerade in der energieintensiven Fleischverarbeitung – 60 Prozent des Energiebedarfs entfallen auf Erhitzung und Kühlung – eröffnen Wärmepumpen enorme Einsparpotenziale. Kombiniert mit Prozesskühlsystemen, schaffen sie einen geschlossenen Kreislauf von Heizen und Kühlen, der Energieverbrauch und CO₂-Emissionen deutlich senkt. Statt ungenutzter Abwärme verlassen nun heiße 90 Grad die Anlage – einsatzbereit für Reinigungs- oder Verarbeitungsprozesse.
Neben der Energie ist Wasser ein zentrales Thema. Abwasser wird durch Verfahren wie Umkehrosmose oder Ultrafiltration aufbereitet und für weniger kritische Prozesse weiterverwendet. Maschinen im Hygienic Design – mit glatten Edelstahlflächen und abgeschlossenen Gehäusen – minimieren Reinigungsmittel- und Wasserverbrauch. Künstliche Intelligenz hilft zusätzlich, etwa durch optimierte Kühlhaussteuerung, den Energie- und Wasserbedarf zu senken.
Handwerk und Verpackung neu gedacht
Auch das Fleischerhandwerk denkt ökologisch. „Das Handwerk steht für regionale Strukturen, kurze Wege und wenig Verpackung“, erklärt Herbert Dohrmann, Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands. Doch auch hier gibt es Potenzial: Intelligente Stromoptimierung, präzise Motorsteuerungen und moderne Antriebstechnik senken den Energieverbrauch um bis zu 45 Prozent – bei Schneidemaschinen, Vakuumfüllern oder Kuttern. Investitionen, die sich angesichts hoher Energiekosten schnell rechnen.
Auch bei Verpackungen geht der Trend zur Kreislaufwirtschaft. Die neue EU-Verpackungsverordnung macht Druck: Bis 2040 müssen 70 Prozent der Verpackungen wiederverwendbar sein. Die Branche reagiert: Papierverbundverpackungen mit Nanocellulose-Beschichtung ersetzen Plastik, biobasierte Materialien wie Meeresalgen oder Molkenprotein kommen zum Einsatz. Enzyme helfen, Verbundstoffe besser zu trennen. Verfahren wie das des Fraunhofer IVV lösen Zielkunststoffe aus Kompositen heraus – für höherwertiges Recycling. Im Projekt KIOptiPack entwickeln Forscher eine Software, die mithilfe künstlicher Intelligenz optimale Verpackungsdesigns erstellt – materialarm, recyclingfähig und kundenfreundlich. Ziel ist es, Nachhaltigkeit vom ersten Entwurf an mitzudenken und teure Testphasen zu vermeiden. So wird aus ökologischem Anspruch marktfähige Innovation.
Ein Blick in die Zukunft
Vom 3. bis 8. Mai 2025 zeigt die IFFA in Frankfurt am Main, wie Nachhaltigkeit praktikabel wird – mit konkreten Lösungen, messbaren Effekten und einem klaren Ziel: eine ressourcenschonende Fleisch- und Proteinverarbeitung für die Welt von morgen.