Mittwoch - 19.03.2025
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Ernährungssicherheit im Klimawandel

Die Landwirtschaft braucht fast jedes Wetter – aber zur richtigen Zeit

Der heurige Jänner zählt zu den 25 wärmsten seit Beginn der Messgeschichte, ein weiteres Zeichen des sich beschleunigenden Klimawandels, dessen Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft immer deutlicher zutage treten. Laut Land schafft Leben ist das Wetter für die Bauern und Bäuerinnen von entscheidender Bedeutung – nicht nur in Bezug auf die Jahreszeiten, sondern auch auf den richtigen Zeitpunkt von Regen, Hitze oder Frost. Das vergangene Jahr zeigte, wie verletzlich die Lebensmittelproduktion durch extremes Wetter geworden ist, was die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gefährdet.

Wetterextreme und ihre Folgen für die Ernte

Der vergangene Winter war bereits außergewöhnlich warm, doch der Frühling und Sommer 2024 übertrafen die bisherigen Temperaturrekorde. Die Folgen waren dramatisch: Starkregen im Spätsommer führte zu erheblichen Schäden in der Landwirtschaft. Felder standen tagelang unter Wasser und verursachten Ernteausfälle, die sowohl die Privatwirtschaft als auch die öffentliche Infrastruktur betrafen. Hannes Royer, Gründer von Land schafft Leben, erklärt dazu: „Im Supermarkt liegt Essen wie selbstverständlich im Regal. Vielen Konsumentinnen und Konsumenten ist aber nicht klar: Um Lebensmittel herstellen zu können, brauchen die Bäuerinnen und Bauern das passende Wetter. Es wird immer wärmer, dafür waren die vergangenen Wochen nur ein weiterer Beleg.“

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Dabei hat der Klimawandel auch die Verbreitung neuer Schädlinge und Tierseuchen zur Folge. „Je früher es warm wird, desto früher breiten sich auch bestimmte Tierseuchen wie die Blauzungenkrankheit wieder aus“, so Royer. Diese Veränderungen wirken sich auf die gesamte Lebensmittelproduktion aus.

Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend

Es geht darum, dass Pflanzen und Tiere im richtigen Klima gedeihen sowie, dass die richtigen Wetterbedingungen zur richtigen Zeit eintreffen. Ein Beispiel: Winterweizen benötigt eine Kältephase zwischen null und zehn Grad, um optimal wachsen zu können. Diese Kältephase sorgt dafür, dass der Weizen später blüht und Körner ausbilden kann. Fehlt diese Kältephase, bleibt die Ernte aus.

Doch auch frostige Temperaturen können problematisch werden, wenn sie zu spät im Jahr auftreten. Ein zu später Frost kann im Obst- und Weinbau gravierende Schäden anrichten. Blütenknospen von Marillen oder Äpfeln sind besonders frostempfindlich. Wenn diese absterben, bildet der Baum keine Früchte. Im vergangenen Jahr trat genau dieses Szenario ein: Aufgrund eines zu frühen Frühlings und einer Kaltphase Ende April erlitten Marillen-, Apfel- und Weinanbaugebiete erhebliche Frostschäden.

Temperaturen und Regen: Lebensnotwendig, aber auch eine Gefahr

Einerseits benötigen viele Nutzpflanzen Wärme und ausreichend Niederschlag für ihr Wachstum. Doch extreme Hitzeperioden und langanhaltende Trockenheit stellen die Landwirtschaft vor große Herausforderungen. 2024 war das wärmste Jahr der 258-jährigen Messgeschichte in Österreich. Insbesondere die Monate Juli und August waren besonders trocken, was zu Ernteausfällen führte. Erst der extrem niederschlagsreiche September brachte eine Entspannung, doch auch dieser Regen hatte seine Tücken. Zu viel Regen auf einmal, besonders im Zuckerrüben-Anbaugebiet von Tulln und St. Pölten, konnte nicht ausreichend vom Boden aufgenommen werden, was zu Überschwemmungen und Ernteverlusten führte. Dies beeinträchtigt auch die Pflege der Felder und die Aussaat neuer Kulturen. Hinzu kommt, dass zu viel Feuchtigkeit im Getreide das Risiko von Pilzbefall deutlich erhöht, was zu weiteren Verlusten führen kann.

Extreme Wetterereignisse und ihre finanziellen Auswirkungen

Frost, Dürre, Hagel, Sturm und Überschwemmungen verursachen nicht nur hohe Ernteverluste, sondern auch immense Kosten. Laut der Österreichischen Hagelversicherung beliefen sich die Schadenssumme im Vorjahr auf 260 Millionen Euro. Diese finanziellen Einbußen betreffen nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte direkt, sondern auch die gesamte Wertschöpfungskette, die mit der Produktion von Lebensmitteln verbunden ist.

Die zunehmende Häufigkeit und Intensität solcher Ereignisse stellen die landwirtschaftlichen Betriebe vor enorme Herausforderungen. Der Klimawandel führt zu immer größerer Unsicherheit in der Landwirtschaft und könnte langfristig die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln gefährden, wenn keine nachhaltigen Anpassungsstrategien gefunden werden.

www.landschafftleben.at

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